Auf zum Traumjob XII: Starten will gelernt sein
Warum es für einen guten Start einen guten Abschied braucht.
Eine intensive Bewerbungsphase ist überstanden und die Zusage zum Traumjob wurde bereits ausgiebig gefeiert. Seit dem sind jetzt bereits drei Monate vergangen, aber im neuen Job fühlen Sie sich noch immer nicht so richtig angekommen. Da machen sich dann schon erste Zweifel bemerkbar, ob es wohl die Richtige Entscheidung war? Eine New/Outplacement-Kundin sitzt sichtlich verzweifelt vor mir. Sie gibt an, dass es in Ihrem neuen Job einfach nicht passt.
Sie fühlt sich immer noch nicht richtig angekommen im Job bzw. angenommen von ihrem neuen Team. Dabei war es ihre absolute Wunschposition. Die Aufgaben passen optimal zu ihr, das Gehalt ist hervorragend und ihre Kollegen kannte sie schon davor und schätzt sie auch als kompetente Arbeitskollegen.
Zusätzlich werde sie seit einiger Zeit abwechselnd von Gefühlen wie Trauer oder Zorn erfasst, die sie plötzlich und völlig unkontrollierbar überkommen. Die ganze Situation sei sehr verwirrend und sie selbst einfach ratlos was genau los sei. Sie möchte jetzt jedenfalls nicht nochmal den Job wechseln.
Was kann ich tun, um gut im neuen Job einzusteigen?
Eine alte Daumenregel besagt, dass es schon in etwa drei Monate braucht bis eine neue MitarbeiterIn im Job performen kann. Natürlich bekommt man in unserer schnelllebigen Zeit immer wieder zu hören, dass MitarbeiterInnen schon ab dem ersten Tag produktiv zu sein hätten. Das halte ich persönlich zwar schlicht für unmöglich, da die Performance in einem Team ja nicht nur von den Kompetenzen beeinflusst wird, die eine MitarbeiterIn miteinbringt, sondern auch von vielen anderen Einflüssen abhängig ist.
Ein wichtiger Punkt ist das gegenseitige Vertrauen, welches Zeit braucht um zu reifen. Vor allem dann wenn es mit der VorgängerIn im Team schwierig war und diese/r auch noch dazu unprofessionell verabschiedet wurde. Das Team selbst ist dann zumeist noch sehr verunsichert und deshalb kann sich der Einstieg für die Nachfolgerin umso schwieriger gestalten.
An dieser Stelle ist vor allem die Führungskraft gefragt, die in Gesprächen mit den Teammitgliedern dafür zu sorgen hat, dass eine Vertrauensbasis wiederaufgebaut werden kann. Aber auch als Nachfolgerin können Sie das Team dabei unterstützen zu Ihnen Vertrauen zu fassen.
Wichtig ist es in jedem Fall die Vorgängerin zu würdigen und keinesfalls abzuwerten, egal welche Einladungen Sie aus dem Team auch immer dazu erhalten. Es spielt hier keine Rolle wie die Performance ihrer Vorgängerin war. Im Trennungsfall ist die Loyalität immer auf Seiten der Betroffenen. Deshalb ist es wichtig sich hier jedenfalls rauszuhalten und auch keine Altlasten zu übernehmen.
Wenn Sie erkennen, dass manche ArbeitskollegInnen unbegründete Ressentiments gegen Sie entwickeln empfiehlt es sich sofort die Initiative zu ergreifen und ein persönliches Gespräch zu suchen. So können Sie Ihren eigenen Onboarding-Prozess beschleunigen.
Ebenso wichtig ist es bei Generalisierungen wie: “Das ist ja schon wieder dasselbe …“ etc., die an Sie herangetragen werden und die Ihre Arbeit betreffen, höflich darauf hinzuweisen, dass sie ja erst seit kurzer Zeit hier sind und das Thema wohl zu einer anderen Person gehört. Das gelingt vor allem mit einem Augenzwinkern und einer Brise Humor hervorragend.
Nicht nur das neue Team sollte sich gut von seiner Vorgängerin gelöst und somit Platz für die Nachfolgerin gemacht haben, auch für sie selbst ist es wichtig sich von ihrem letzten Job gebührend zu verabschieden. Aufkommende Gefühle wie Trauer, Ärger oder Zorn beim Neustart können ein guter Hinweis dafür sein, dass dieser Prozess noch nicht ganz abgeschlossen ist und Sie hier noch einmal nacharbeiten sollten.
Wie kann ich mich von meinem letzten Job gut trennen?
Die Verabschiedung vom letzten Job kann auf sehr unterschiedliche Weise erfolgen. Je länger ihr letztes Dienstverhältnis gedauert hat desto wichtiger und umfangreicher sollte der Prozess des Abschiednehmens dann auch ausfallen. Bei Unternehmenszugehörigkeiten von zehn Jahren und mehr geht sehr oft auch ein ganzer Lebensabschnitt zu Ende.
Rituale machen einen sehr großen Teil unseres alltäglichen Lebens aus und sind auch eine wirkungsvolle Art und Weise sich von seinem letzten Job zu verabschieden. Mitunter können diese durchaus skurrile Formen annehmen wie zum Beispiels wenn ein symbolisches Begräbnis des letzten Dienstverhältnisses im Beisein der Familie veranstaltet wird. Meinen New/Outplacement-KundInnen empfehle ich in der Regel ein etwas weniger theatralisches Prozedere. Das kann die Anlage einer Mappe mit den Karrierehighlights im letzten Job oder bei Personen mit künstlerischem Naturell die Anfertigung einer Collage sein. Hilfreich finden meine Karrierecoaching-KundInnen die Reflexion eines vergangenen Karriereabschnittes mithilfe nachfolgender Fragen:
- Was waren die Highlights während der Zeit in meinem letzten Unternehmen? (Projekte, Erfolge, besondere Momente, Kollegen etc.)
- Was aus dieser Zeit kann ich mitnehmen und gut in meine berufliche Zukunft integrieren? (Berufserfahrung – Qualifikationen – Kontakte etc.)
- Was aus dieser Zeit ist unwiederbringlich verloren? Wovon möchte ich mich ganz bewusst verabschieden?
Selbstverständlich wird ein Abschied immer von Emotionen begleitet und braucht auch eine gewisse Zeit. Wie lange es dauert können meine New/Outplacement-KundInnen in der Regel sehr gut einschätzen. Das gilt es auch anzuerkennen die Schätzung stimmt meistens sehr gut. Und in dieser Abschiedsphase dürfen Sie es sich erlauben, dass Gedanken und Gefühle, die mit der letzten Stelle in Verbindung sind, verstärkt hochkommen. Sich selbst diese Erlaubnis zu geben ist erleichternd, nimmt den Druck aus der Situation und führt Schritt für Schritt zur notwendigen Leichtigkeit für den Start in den Traumjob.
Schönen Sommer und gutes Gelingen!
Kontakt
Mag.(FH) Michael Hanschitz
+43 1 997 80 74
mh@outplacementberatung.co.at
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