Auf zum Traumjob Folge XXXVII: Karriereorientierung in Krisenzeiten
In einem Zeitalter wo eine Krise die nächste jagt, wird es zunehmend schwieriger, die eigene Karriere längerfristig zu planen. Woran können sich Traumjobsuchende noch orientieren, wenn sich Vieles von heute auf morgen ändert.Die Covid 19 Pandemie ist noch nicht zu Ende und das nächste geopolitische Ereignis mit Krisenpotenzial hält uns bereits in Atem. Wenn man zurückblickt, dann ist das schon die vierte Krise in 15 Jahren (2008/2013/2019/2022), die weltweit massive Auswirkungen haben wird.
Addiert man dazu noch laufende Entwicklungen wie die Digitalisierung oder die aktuelle Klimakrise, so kann ohne weiteres behauptet werden, dass wir tatsächlich in einem Zeitalter radikaler Veränderungen leben. Als Traumjobsuchender in den 1990iger- und auch noch in den beginnenden 2000er-Jahren konnte jeder in einem noch relativ überschaubarem Umfeld seine Karriereentscheidungen treffen.
Damit ist es jetzt, so wie es derzeit aussieht, wohl endgültig vorbei und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Stellt sich also die berechtigte Frage, woran kann sich eine Karriereplanung denn dann orientieren?
Krisensichere Jobs und Branchen
Handwerk hat goldenen Boden - Ärzte, Apotheker, Lehrer oder Bestatter wird es immer geben. So oder so ähnlich lauteten die unterschiedlichen gesellschaftlichen Glaubenssätze mit denen manche von uns aufgewachsen sind und die höchstwahrscheinlich auch zum Teil an die nächste Generation weitergegeben wurden. Nur mit Sicherheit lässt sich das heute einfach nicht mehr sagen. Zu schnell schreiten die technologischen Entwicklungen voran. Jobprofile ändern sich schlagartig und viele Jobs sterben aus.
Lernen wird der Mensch wohl immer, aber ob es den Beruf des Lehrers in zwanzig Jahren tatsächlich noch gibt, kann nicht mit derselben Bestimmtheit gesagt werden wie noch vor zwanzig Jahren. Gesundheit ist ebenfalls ein Megatrend, aber ob es Ärzte in dieser Form in vierzig Jahren noch geben wird, ist ebenfalls mittlerweile ungewiss.
Ebenso disruptiv ist die Entwicklung in verschiedenen Branchen. Am Anfang unseres Jahrtausends saß die Finanzbranche noch fest im Sattel und Banker galt als relativ sicherer Job. Nur selten las man in den Medien bis dahin über Bankenpleiten.
Das hat sich mit der Finanzkrise geändert. Und mit Entwicklung der Blockchain-Technologie wäre es denkbar, dass die gesamte Branche in dieser Form vom Erdboden verschwindet. Für eine langfristige berufliche Orientierung werden derartige Anhaltspunkte also unbrauchbar.
Werte sind beständig
Qualifikationen sind vergänglich - Werthaltungen hingegen beständig. Das ist eine Ansicht, die in unserem Zeitalter immer mehr an Bedeutung gewinnt. Nachfolgende Generationen leben das vor. Mit der Nutzung neuer Technologien bringen sie sich spielerisch permanent neue Fähigkeiten bei.
Worum es dabei geht sind nicht so sehr die unzähligen erlernten Fähigkeiten, sondern die dahinter liegende Werthaltung lebenslang zu lernen. Und diese kann in vielen unterschiedlichen Kontexten eingesetzt werden.
Viele New/Outplacement-Kandidatinnen und -Kandidaten stellen sich naturgemäß die Frage, welche Fähigkeiten heute und in Zukunft für eine erfolgreiche Karriere die größte Rolle spielen werden. Das lässt sich allerdings nicht seriös beantworten, sondern kann getrost als Kaffeesudlesen abgetan werden.
Viel wichtiger ist die Beantwortung der Frage nach den eigenen Haltungen. Und das Bewusstsein, dass sich die Bedeutung der Werte in unterschiedlichen Lebensphasen verändert. Oder das Wertekonflikte im Laufe des Lebens immer wieder neu ausverhandelt werden.
Zum Beispiel gewinnt der Wert Sicherheit bei werdenden Eltern oft an Gewicht zulasten des Wertes Freiheit. Nachdem die Kinder aus dem Haus sind kann sich dies allerdings wieder verändern. All das hat wiederum Auswirkungen auf die jeweils parallel laufenden Karriereentscheidungen.
Denn die gilt es sicherlich häufiger zu treffen als in der Vergangenheit, weil die heilige Dreifaltigkeit Ausbildung – Lebensjob – Pension wird es so in Zukunft ganz sicher nicht mehr geben. Das Austarieren der eigenen Werte wird immer öfter notwendig werden.
Dem voraus geht aber erst einmal die Bestimmung der eigenen Werte, wohlgemerkt im Karrierekontext. Denn nicht alle Werte, die im Job wichtig sind, haben dieselbe Wertigkeit im Privaten und umgekehrt. Um ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen, empfehle ich meinen New/Outplacement-Kandidatinnen und -Kandidaten diverse Persönlichkeitstests, Selbstbeobachtung und Feedback von anderen einzuholen.
Werthaltung zeigen sich in tagtäglichem Tun
Die Werte eines Menschen zeigen sich ausschließlich in seinen Handlungen. Eine stichwortartige Aufzählung der Werte, also als quasi Liste ist nur wenig hilfreich. Die Frage „Was ist Ihnen im Job wichtig“ führt bei vielen unterschiedlichen Menschen großteils zu sehr ähnlichen Ergebnissen.
Jedoch ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir diese Werte in derselben Art und Weise zum Ausdruck bringen. Deshalb gibt ist es mehr Klarheit, wenn die eigenen Verhaltensweisen beobachtet werden, um dann im Anschluss daran den dahinterstehenden Wert zu benennen. Das gehört einfach zusammen, um ein aussagekräftiges Bild zu erhalten.
Dazu empfehle ich meinen New/Outplacement-Kandidatinnen und -Kandidaten ein sehr einfaches Experiment und das funktioniert folgendermaßen:
- Beobachten Sie eine tagtägliche Verhaltensweise in Ihrem Job. Also etwas was sie typischerweise so oder so erledigen.
- Dann stellen Sie sich die Frage: Warum machen Sie das genauso?
- Wiederholen Sie die Warum-Frage nach jeder Antwort, die Sie sich auf die vorhergehende gegeben haben und nach drei bis fünf Wiederholungen sind sie in der Regel beim dahinterstehenden Wert angelangt.
Und je mehr es gelingt die eigenen Werte zu bestimmen sowie die Art und Weise wie sie diese leben wollen, desto leichter fällt die Orientierung unabhängig von Branche und Fähigkeiten. Dadurch gelingt das Aufspüren des eigenen Traumjobs umso besser.
Gutes Gelingen
Michael Hanschitz
Kontakt
Mag.(FH) Michael Hanschitz
+43 1 997 80 74
mh@outplacementberatung.co.at
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