Auf zum Traumjob Folge XXXVI: Bewerbungshürden zum Traumjob
Recruitingprozesse werden immer aufwendiger und gleichen mehr und mehr einem Hürdenlauf. Das stellt so manche/n Traumjobsuchende/n vor eine gehörige Herausforderung bevor sie letzten Endes die Hände in die Höhe reisen können. Psychologische Tests – Telefonscreening – Teampräsentation – Interview mit dem Head of Europe – Abschlussgespräch mit der HR-Abteilung – Jobangebot – das ist keine Ausschreibung für einen CEO-Posten, sondern so sieht der aktuelle Recruitingprozess für eine Senior-Expertenposition im Customer Service eines IT-Unternehmens aus.
Das ganze zieht sich selbstverständlich über einige Monate, da ja eine nicht unerhebliche Anzahl an Bewerberinnen und Bewerbern zu durchleuchten ist. Was in Anbetracht des allseits publizierten Arbeitskräftemangels schon einigermaßen verwunderlich ist. Für Jobsuchende stellt ein derartig aufwendiger Prozess einerseits einen nervlichen Kraftakt und andererseits eine Geduldsprobe dar. Stellt sich natürlich die Frage, wie kann es gelingen diesen Hürdenlauf erfolgreich zu meistern?
Learning by doing
Dass es gleich mit der ersten Bewerbung klappt ist die Ausnahme. Das ist in all den Jahren nur bei einem New/Outplacement-Klienten passiert und fand in einem sehr überschaubaren Umfeld statt. Bis zum Jobangebot durchlaufen die Bewerberinnen und Bewerber in der Regel also mehrere Bewerbungsprozesse parallel. Empfehlenswert ist es sich als Traumjobsuchende/r ein persönliches Ranking zu erstellen. Also wenn möglich das Auswahlverfahren für die unwichtigeren Position früher zu starten.
Dann besteht die Möglichkeit, die bereits gemachten Erfahrungen bei den Top-Positionen miteinfließen zu lassen. Ebenso hilfreich ist es bei den Recruitern nach einer Absage Feedback einzufordern. Ein anderer wichtiger Punkt ist bei jeder einzelnen Bewerbungsstation für die notwendigen Rahmenbedingungen zu sorgen, um gut performen zu können.
Manche Recruiter versuchen beispielsweise im Telefonscreening gezielt das Gegenüber unter Druck zu setzen. Im Lift mit einem Kleinkind an der Hand lassen sich aber nur schwer die richtigen Worte finden. Hier gilt es konsequent zu bleiben und sich einen geeigneteren Zeitpunkt zu vereinbaren. Denn um in diesem Vorgespräch gut abzuschneiden, ist es einerseits wichtig das Stelleninserat im Kopf zu haben und zum anderen kurze und prägnante Antworten zum eigenen Werdegang geben zu können. Nur so kann schnell ein gutes Matching hergestellt werden.
Psychologische Tests sind ja im Verlauf von professionell durchgeführten Assessment-Centern durchaus üblich. Die Ergebnisse werden dann in einer eigenen Session mit Profis gemeinsam besprochen. Bei den Antworten gibt es kein richtig oder falsch. Wichtig ist das eigene Persönlichkeitsprofil plausibel und kongruent im gesamten Prozess zu vertreten.
Von internationalen Konzernen werden Tests jetzt jedoch mehr und mehr schon zur Erstauswahl herangezogen. Also noch bevor es zum einem persönlichen Kontakt kommt. Das erscheint zwar durchaus fragwürdig, nichts desto trotz lässt sich die Testsituation zumindest vorab proben. Die gängigsten Testverfahren können im Internet durchgeführt werden. Die dabei generierten Reports dienen zur Selbstreflexion und können wiederum in die Bewerbungsunterlagen sowie in die Interviewvorbereitungen einfließen.
Im Team präsentieren - eine pikante Sache
Im Falle von Teampräsentationen kommt es vor allem darauf an Sympathie bei allen Beteiligten zu erzeugen. Oftmals fokussieren sich die New/Outplacement-Klientinnen und -Klienten allerdings zu stark auf die dabei verlangte inhaltliche Komponente, zum Beispiel die Lösung einer Case Study und toben sich dann in ihrer Powerpoint-Präsentation dementsprechend aus.
Das Resultat ist eine Folienschlacht, welche in dieser Form allerdings niemanden interessiert. Die Devise ist hier ganz klar. In seinem Fachgebiet sattelfest zu sein, ist eine Grundvorraussetzung, um für den ausgeschriebenen Job überhaupt in Frage zu kommen. Das sollte das grundlegende Selbstverständnis sein mit dem man die zu lösende fachliche Aufgabe oder Case Study in der Präsentation vorträgt. Diese Bewusstheit zeigt sich aber umso mehr, je klarer man sich in der Auswahl der Inhalte vorgeht und erkennt was wirklich relevant ist.
Eine Folie pro Minute deutet eher darauf hin, dass man die eigene Expertise erst noch beweisen muss und es fällt dann gleichzeitig schwer sich gut auf seine mehreren Gegenüber einzustellen. Aber gerade darauf kommt es an. Ein Kapitalfehler wäre eine Fachdiskussion mit einem der Teammitglieder vom Zaun zu brechen, anstatt eine gute Verbindung zu seiner neuen Führungskraft bzw. zu seinen zukünftigen Teammitgliedern aufzubauen.
Die letzte Hürde nehmen
Ein wesentlicher Bestandteil aller Assessment Center ist natürlich die Performance im Jobinterview. In den letzten beiden Jahren wurden diese natürlich verstärkt online durchgeführt. Beide Interviewformen folgen dabei unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten.
Ein wichtiger Punkt in jedem Interview ist das Matching mit der ausgeschriebenen Position sowie dem Unternehmen herzustellen. Und das gelingt am wirkungsvollsten mit lebhaften Beispielen aus der bisherigen Karriere. Deshalb empfehle ich meinen New/Outplacement-Klientinnen und -klienten, sich von Anfang an solche kleinen Episoden zurecht zu legen. Die PAR-Methode ist eine einfache Struktur die dazu bestens geeignet ist und folgendermaßen funktioniert:
- P steht für eine kurze Problem bzw. Situationsbeschreibung eines zu lösenden Sachverhaltes. Also zum Beispiel die Steigerung der Kundenzufriedenheit im Beschwerdemanagement.
- A steht dafür welche konkreten Aktionen wurden von dem/r Bewerber:in aktiv gesetzt, um eine Lösung herbeizuführen.
- R sind die Resultate, welche im Endeffekt für das Unternehmen erzielt wurden.
Mit diesen sogenannten Short-Stories können die Antworten auf klassische Interviewfragen lebhaft gestaltet werden. Am effektivsten ist es sich die Anforderungen im Jobinserat anzusehen und je nachdem zwei bis drei passende Geschichten parat zu haben. Mit der Auswahl der passenden Beispiele gelingt es zudem noch jedes Interview in die gewünschte Richtung zu lenken, die eigenen Kompetenzen glaubwürdig sichtbar zu machen und so die letzte Hürde zum Traumjob erfolgreich zu überwinden.
Gutes Gelingen
Michael Hanschitz
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Mag.(FH) Michael Hanschitz
+43 1 997 80 74
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