Auf zum Traumjob Folge XXXIV: Weihnachten ohne Traumjob
Joblos zu sein, ist schon unter normalen Umständen eine schwierige Sache. In der emotional aufgeladenen Weihnachtszeit verstärkt sich dieser Krisenzustand in der Regel noch. Aber auch die Traumjoblosen verspüren gerade um den Jahreswechsel ein zunehmendes Bedürfnis an ihrer Unzufriedenheit etwas zu verändern. Arbeit hat man ja bekanntlich immer, einen bezahlten Job haben jedoch aktuell ein paar hunderttausend Menschen gerade nicht. Und das in der konsumfreudigsten Zeit des Jahres.
Natürlich könnte man einwenden, es wäre ohnehin besser, sich gerade in der Adventzeit auf Besinnlichkeit und Bescheidenheit zu konzentrieren. Klingt theoretisch natürlich wunderbar, aber mal ehrlich, wen interessiert das Ganze schon, wenn kleine Kinder im Spiel sind oder die besten Freunde sich in der Weihnachtszeit in einem guten Restaurant verabreden, oder, oder, oder. Hinzu kommt in dieser Jahreszeit dann auch der emotionale Stresslevel.
Denn Weihnachten ist ja bekanntlich die Zeit der Familienfeiern und gerade die Familie geht mit Erfolglosigkeit im Allgemeinen und Joblosigkeit im Speziellen nicht immer ganz zimperlich um. Aber was kann man tun, damit die Weihnachtszeit nicht zur Tortur wird, sondern zu eigenen Stärkung beiträgt?
Joblos versus traumjoblos
Joblos zu sein, bedeutet keiner Erwerbsarbeit nachzugehen. Traumjoblose haben zwar eine Anstellung, sind jedoch vollkommen unzufrieden damit. Laut unterschiedlichen Studien sind das ca. 25 Prozent der Erwerbstätigen, also mehr als eine Million Menschen in Österreich. Ökonomisch gesehen ist diese Gruppe in der Weihnachtszeit sicherlich in der besseren Position, denn sie können natürlich ungehindert am vorweihnachtlichen Konsumrausch teilhaben.
Deren schwierige Phase kommt zumeist erst nach dem Heiligen Abend, dann nämlich wenn der Punsch langsam aber sicher seine Wirkung verliert und das Neujahr vor der Tür steht. Ein zusätzlicher Pluspunkt so könnte man meinen, und im Normalfall werden die Betroffenen auch nicht müde es gebetsmühlenartig nachfolgendes zu wiederholen und zwar: „Es könnte ja noch viel schlimmer sein, denn zumindest hat man ja einen Job."
Dieses Mantra lassen sie sich von ihrem Freundes- und Familienkreis gerade in der Weihnachtszeit gerne bestätigen, manchmal aber ist es auch umgekehrt. Das ist insofern ein sehr interessanter Gedanke, da jeder von uns ja bekanntlich einen sehr großen Teil der Lebenszeit im Job verbringt.
Für Jean Paul Sartre war die Vorstellung der Hölle, für immer mit Menschen, die er hasst, in einem Zimmer eingesperrt zu sein. In gewisser Weise erinnert eine derartige Jobsituation ja zumindest im entfernten daran. In dieser Hinsicht sind die Joblosen im Prozess also schon einen Schritt weiter, weil sie haben die Trennung von einem Unternehmen schon hinter sich. Ausgenommen diejenigen, welchen die Trennungsbotschaft in der Weihnachtszeit überbracht wird.
Sogenannte Auffanggespräche sind in der New/Outplacement-Beratung dann besonders tragisch. Was hingegen für diese Gruppe wiederum sehr schwer wiegt ist die nicht Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Aus Arbeitslosigkeit resultieren viele unterschiedliche Problemlagen. Ausgeschlossen sein ist eine Sache, die vielen besonders zu schaffen macht. In Zeiten von Social Media wird einem das zusätzlich noch Tag für Tag vor Augen geführt. Immer dann, wenn sich Freunde beispielsweise zu unterschiedlichsten Aktivitäten via Whatsapp verabreden, an denen ein/e Arbeitslose/r nie und nimmer teilnehmen kann.
Das nagt am Selbstwert und damit adäquat umzugehen ist sehr schwierig. Nur die Joblosen in die Pflicht zu nehmen greift hier eindeutig zu kurz. Das Problem liegt zu einem sehr großen Teil an unserem Umgang mit Menschen, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen. Gefühlt hat sich das in den vergangenen Jahren aufgrund politischer Treiberei noch zugespitzt und in Situationen, in denen eigentlich Anteilnahme angesagt wäre, werden zunehmend Vorurteile skandiert. In diesem Fall liegt der Ball eindeutig auf Seiten derer, die gerade aus einer Position der Stärke heraus agieren können. Die Weihnachtszeit ist wohl der beste Zeitpunkt für jeden von uns damit aktiv zu beginnen.
Gestärkt aus der Weihnachtszeit kommen
Sich unter derart schwierigen Bedingungen das schönste Weihnachtsfest seines Lebens zu erwarten wäre wohl vermessen. Aber damit es zumindest eine ausreichend gute Weihnachtszeit wird, gebe ich meinen New/Outplacement-KundInnen gerne folgendes mit auf den Weg und zwar:
- Bitten Sie um Hilfe. Je länger die Joblosigkeit angedauert hat, desto schwieriger fällt es den meisten immer wieder um Unterstützung zu fragen. Gute Freunde helfen allerdings immer gerne.
- Hilfe annehmen. Oftmals fällt es uns genauso schwer, Menschen, die keinen Job haben oder mit ihrem unzufrieden sind, aktiv Support anzubieten. Helfer gibt es überall und vor allem in der Weihnachtszeit haben Engerl ja Saison. Also greifen Sie zu.
- Streichen Sie alle Neujahrsvorsätze. Fangen Sie wenn möglich gleich in der Weihnachtszeit damit an konkrete Schritte zu setzen, die ihre Situation verändern können. Lieber eine freche Bewerbung in der Vorweihnachtszeit verschickt als einen Neujahrsvorsatz mehr am Zettel.
- Mit belastenden Weihnachtstraditionen brechen. Ein gelungenes Weihnachtsfest braucht das richtige Umfeld. Vorurteile, Predigten oder gar Standpauken braucht in dieser Situation wirklich niemand. Auch wenn das Familienfest ansonsten immer ein Stein gemeißelt war. Dieses Jahr geht es ausschließlich um das eigene Wohlbefinden. Und sollte es im gesellschaftlichen get together dann trotzdem nicht so laufen ist es wichtig
- Freche Antworten auf Pseudofragen parat haben. Wie zum Beispiel: “Und hast du schon einen neuen Job?“ „Nein, wieso, hast du ein Angebot für mich?“
Nur der Hoffnungslosen Willen ist uns die Hoffnung gegeben, meint der Philosoph Walter Benjamin. Das mag so sein, die Zuversicht gehört uns hingegen allen gemeinsam, würde ich ihm entgegnen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest.
Michael Hanschitz
Kontakt
Mag.(FH) Michael Hanschitz
+43 1 997 80 74
mh@outplacementberatung.co.at
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