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Auf zum Traumjob Folge XXVI: Hinderliche Erwartungen

Immer wenn unsere Erwartungen erfüllt werden, dann stellt sich ein Gefühl der Zufriedenheit ein. Ist dem allerdings nicht so, macht sich sehr oft Enttäuschung breit. Enttäuschten Menschen fällt es wiederum schwer, im Bewerbungsprozess motiviert zu bleiben. Diesen Teufelskreis wieder zu durchbrechen, ist jedoch keine leichte Aufgabe. „Ich habe gedacht, ich habe nach spätestens zwei Monaten einen neuen Job“ sagte die New/Outplacement-KundIn sichtlich enttäuscht zu mir im Gespräch.

In der Zwischenzeit waren vier Monate vergangen und seit einigen Wochen gab es auch keine Intervieweinladungen mehr, sondern nur noch Absagen. „Meine Unterlagen sind gut, ich bewerbe mich regelmäßig, habe sehr viele Kontakte aktiviert und hatte auch schon einige Bewerbungsgespräche – ich verstehe einfach nicht, warum es bis dato noch nicht geklappt hat“ führte sie nervös fort.

Ihr Profil hatte für den Arbeitsmarkt tatsächlich sehr viel zu bieten und sie war in ihrer bisherigen Karriere auch schon erfolgsverwöhnt. Das erklärte natürlich einen der Gründe für ihre hohen Ansprüche, deren Opfer sie allerdings in dieser Situation gerade zu werden drohte.

Sichtlich aufgelöst fügte sie hinzu, sie hätte in den letzten Wochen ihre Bewerbungsstrategie verändert und bewerbe sich jetzt zusätzlich auf Jobs außerhalb von Österreich. Ob das wirklich eine gute Entscheidung war?

Reflektieren statt Generalisieren

Ein Nebeneffekt von Enttäuschung bzw. generell von Gefühlszuständen, in denen Menschen sich nicht besonders auf der Höhe fühlen ist, dass sie damit beginnen Sachverhalte zu generalisieren. Sie suchen immer wieder nach Bestätigung ihrer Meinung bzw. der Situation in der sie sich befinden. Das führt aber in weiterer Folge zu einer Verfestigung oder sogar Verschlechterung des beklagten Zustandes.

Gerade dann passieren zudem Fehlentscheidungen, die wiederum keinen Turnaround mit sich bringen. Diesen Kreislauf zu durchbrechen ist ohne Hilfe von außen ziemlich schwierig.

Mit meinen New/Outplacement-KundInnen ist der erste Schritt, vom Generalisieren wieder ins Reflektieren zu gelangen. Dazu ist es empfehlenswert, die bisherigen Bewerbungsaktivitäten gemeinsam im Detail durchzugehen und wenn möglich mit Benchmarks vergleichen.

Im Falle meiner New/Outplacement-KundIn war ja bereits die allgemeine Rahmensetzung, in zwei Monaten wieder einen Job zu haben schon weit überzogen. Die durchschnittliche Suchzeit vor Covid 19 lag bei rund fünf Monaten und das hat sich seit dem sicherlich nochmal erhöht, auch wenn es dazu noch keine aussagekräftigen Studien gibt.

Die verlängerte Suchzeit ergibt sich jedoch nicht wie so oft angenommen ausschließlich aus der aktuellen Wirtschaftslage. Ein simpler Zusatzgrund im letzten Jahr waren die drastisch verlangsamten Recruitingprozesse aufgrund von Kurzarbeit und den nicht vorhandenen digitalisierten Prozessen.

10 Prozent sind schon in Ordnung

Ein weiterer Punkt war die schon öfter erwähnte Ratio zwischen Bewerbungen und Intervieweinladungen. Diese lag in ihrem Fall bei 8 Prozent, also fast einer Einladung pro zehn Bewerbungen, was nicht besonders ist, aber noch kein Grund zur Panik. Der Wert von 10 Prozent ist soweit schon in Ordnung.

Bei genauerem Hinsehen stellte sich jedoch sogleich heraus, dass sich diese aufgrund der in den letzten Wochen vorgenommen Änderung der Bewerbungsstrategie enorm verschlechterte. Die Frage, ob sie denn tatsächlich vorhabe, für ihren Job ins Ausland zu gehen, verneinte sie ganz bestimmt. Somit war ein erheblicher Teil der Absagen also dieser Entscheidung geschuldet.

Das passiert vielen Jobsuchenden vor allem am Anfang. Sie bewerben sich wie geschockt auf viele Positionen, für die sie entweder nicht geeignet sind oder die sie gar nicht wollen. Daraus folgen negative Rückmeldungen, die sich wiederum direkt auf das Selbstvertrauen auswirken.

Eine wichtige Sache ist auch der Umgang mit den Absagen selbst. Meinen New/Outplacement-KundInnen empfehle ich Feedback einzufordern. Nicht immer, aber zumindest manchmal ergeben sich daraus hilfreiche Erkenntnisse für die weiteren Bewerbungsschritte.

Mit sich selbst wieder ins Reine kommen

Wieder mehr in die Reflexion zu gehen ist aber nur ein Schritt mehr Ruhe und Gelassenheit in den Bewerbungsprozess zu bringen. Enttäuschungen sitzen zumeist noch tiefer, weil sie sich ja auf einen selbst beziehen. Deshalb braucht es eine zusätzlich Anstrengung, um mit sich wieder ins Reine zu kommen. Folgende Übung kann dabei helfen und war:

  1. Machen Sie es sich bequem, also setzen oder legen sie sich so hin, dass Sie sich wirklich wohl fühlen und schließen Sie die Augen. Atmen Sie ganz normal und ziehen Sie dabei Ihre Mundwinkel nach oben, sodass ein Lächeln auf Ihrem Gesicht entsteht.
  2. Gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit langsam von unten nach oben durch Ihren Körper, spüren Sie dabei Ihre Beine, Gesäß und wo Ihr Körper den Boden bzw. die Auflagefläche berührt.
  3. Und egal was auch immer Sie spüren (Spannung, Schmerz etc.), lächeln Sie dem innerlich liebevoll zu. Genießen Sie diesen Moment. Sie müssen grade absolut nichts leisten, nichts verändern – alles ist so wie es ist vollkommen in Ordnung mit Ihnen. Es ist wichtig dieses Lächeln durch den gesamten Körper zu leiten und sich selbst vollkommen anzunehmen.

Diese Übung sollte täglich zumindest für zehn Minuten über mehrere Wochen wiederholt werden, damit Verzweiflung und Enttäuschung langsam aber sicher verschwinden können. Denn wer sich selbst anlächeln kann, dem gelingt das selbstverständlich auch mit seinem Interviewpartner.

Gutes Gelingen

Michael Hanschitz

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Kontakt

Mag.(FH) Michael Hanschitz
+43 1 997 80 74
mh@outplacementberatung.co.at

Buchveröffentlichung

Buchcover Menschen fair Behandeln von Michael Hanschitz

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